Richtig gendern – 6 Möglichkeiten für deine Texte

Die Geschlechterdiskussion stellt unsere Texterfreiheiten gründlich auf den Kopf. Männliche, weibliche oder diverse Ansprache – welche Schreibweise ist denn nun die richtige, und wann fühlen sich alle angesprochen? In diesem Beitrag möchte ich dir sechs Möglichkeiten zeigen, wie du in deinen Texten richtig gendern kannst. Doch eines sei zu Beginn gesagt: Wirklich korrekt ist keine dieser Optionen, denn dafür müssten die Regeln in der deutschen Sprache gründlich überarbeitet werden.

Richtig Gendern – aber wie?

Im Wesentlichen kannst du dir fünf verschiedene Möglichkeiten aneignen, um in deinen Textern zu gendern. Die verschiedenen Optionen stelle ich dir nun vor.

Möglichkeit 1: Schrägstrich setzen

Wenn du beide Varianten eines Wortes, also die männliche und die weibliche Form, verwenden willst, kannst du diese durch einen Schrägstrich trennen. Diese Art des Genderns ist zwar eine Möglichkeit, bricht manchmal aber das gewünschte optische Bild. Mich persönlich stört diese Variante im Fließtext, gerade auch in wissenschaftlichen Arbeiten, aber ich denke das ist Geschmackssache. Ein weiterer Punkt und ein Gegensatz zur geschlechtsneutralen Formulierung ist, dass explizit nur Männer und Frauen angesprochen werden und das dritte Geschlecht in dieser Option nicht berücksichtigt ist.

Beispiele:

  • Verkäufer/-innen
  • Spieler/-innen

Möglichkeit 2: Binnen-I verwenden

Statt wie vorher erwähnt, einen Schrägstrich einzusetzen, kannst du die beiden Endungen auch zusammenziehen und das „I“ großschreiben.

Beispiele:

  • KundInnen
  • LeserInnen

Diese Variante ist relativ einfach, jedoch nicht immer zielführend. Grund hierfür ist, dass der Wortstamm nicht immer derselbe bleibt. So wird beispielsweise aus dem Wort „Arzt“ in der weiblichen Form „Ärztin“. Dieser Sachverhalt kann mit einem Binnen-I nicht dargestellt werden.

Möglichkeit 3: Paarform verwenden

Diese Form ist die längste Ausarbeitung der Gendermöglichkeiten. Paarform meint, dass du den männlichen und weiblichen Begriff verwendest und diese mit einem „und“ kombinierst. Gerade in der direkten Anrede von Briefen oder Mitteilungen wird dies häufig eingesetzt. Ebenso wie bei der Schrägstrich-Variante ist hier aber der Nachteil, dass das dritte Geschlecht außen vor gelassen wird.

Beispiele:

  • Studenten und Studentinnen
  • Leser und Leserinnen
  • Kunden und Kundinnen

Möglichkeit 4: Verschiedene Rollen verteilen

Du kannst natürlich einen Text auch abwechselnd mit männlichen und weiblichen Rollen versehen. Das wäre beispielsweise in Use-Case-Szenarien eine nette Variante, auch wenn hier ebenfalls das dritte Geschlecht nicht eingeschlossen ist. So können beispielsweise Kundenprobleme für die Vermarktung der Lösung zumindest in einem ausgewogenen Geschlechter-Verhältnis ausgedrückt werden.

Beispiel-Text:

Die Kundin Evelyn wendet sich an den Support. Am Telefon wird ihr durch den Mitarbeiter Max Mustermann freundlich erklärt, wie sie ihr technisches Problem lösen kann. Da sie außerdem an einer Vertragsverlängerung interessiert ist, wird sie direkt an die Mitarbeiterin im Kundenservice weitergeleitet.

Möglichkeit 5: Optische Darstellungen

Diese Möglichkeit ist zwar die einzige, die wohl dem dritten Geschlecht gerecht werden sollte, jedoch finde ich diese am wenigsten „schön“ gelöst, zumindest was optische Faktoren anbelangt. Auch im Hinblick auf die Suchmaschinenoptimierung von Texten ist es fraglich, ob diese Möglichkeit so anwenderfreundlich ist.

Beispiele:

  • Gendern mit Unterstrich: Kund_innen
  • Gendern mit Stern: Kund*innen
  • Gender-Gap: Kund innen
  • Gendern mit Doppelpunkt: Kund:innen
  • Gendern mit Punkt: Kund.innen

Solltest du dich für die Variante mit dem sogenannte Gender-Gap entscheiden, also ein Leerzeichen zwischen Wortstamm und Endung einfügen, bedenke bitte, dass das Wort bei einem Zeilenumbruch getrennt würde. Du kannst dies mit einem HTML-Code verhindern.

Möglichkeit 6: Geschlechterneutral formulieren

Diese Variante halte ich persönlich für eine sehr gute Lösung, da alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen werden. Einziger Nachteil hierbei ist, dass man nicht immer eine neutrale Formulierung kennt und diese für manche Begriffe auch gar nicht existiert. Hier ist also besonders viel Kreativität und Umdenken gefragt oder du greifst auf kleine Helfer zurück.

Beispiele:

  • Studenten und Studentinnen: Studierende
  • Personal
  • Menschen
  • Leute
  • Kunden und Kundinnen: Kundschaft
  • Mitglied

Nützliche Helfer für richtiges Gendern

Handbuch zum gendergerechten texten, Gendersprache, Geschlechtergerechte Sprache
Der Dudenverlag hat ein Handbuch zum Thema geschlechtergerechte Sprache veröffentlicht. Hier findest du Tipps und Formulierungen für die korrekte Gender-Schreibweise.

Wenn du nicht weißt, welches Wort im Gender-Kontext angemessen wäre oder ein wenig Inspiration benötigst, kannst du einen Blick in diverse „Gender-Wörterbücher“ werfen.

Folgende Hilfen nutze ich sehr gerne und ich kann sie dir empfehlen, wenn du in deinen Texten korrekt gendern möchtest:

 

Fazit: Richtig Gendern – funktioniert das überhaupt?

Meiner Meinung nach gibt es oft noch Hürden, die sich beim richtigen Gendern ergeben. So wird häufig auch einfach die männliche Variante gewählt (sogenanntes generisches Maskulinum) und als „neutrale“ Form verwendet und durch den Text gezogen. Doch selbst wenn man die weibliche und die männliche Ansprache gleichermaßen verwendet, bleibt das dritte Geschlecht noch immer außen vor und wird nicht berücksichtigt. Hier wäre dann eine neutrale Form angebracht, jedoch ist dies für manche Begriffe so nicht umsetzbar (jedenfalls nicht im Deutschen), was das richtige Gendern zusätzlich erschwert.

Selbst wenn man mit einem Text explizit das dritte Geschlecht ansprechen möchte – wie funktioniert das? Bislang gibt es keine einheitliche Vorgabe im Duden dazu und auch Institutionen sind sich hier bislang nicht einig, welcher Artikel beispielsweise verwendet werden soll oder kann. So lange, bis sich unsere Sprache also dahingehend ändert, müssen wir auf die Möglichkeiten zurückgreifen, die uns geboten sind.

Ich hoffe, dieser Artikel hat dir ein wenig Licht ins Dunkel des „Genderwahnsinns“ gebracht und du weißt nun, welche Varianten für deine Texte in Frage kommen.

Wie „genderst“ du in deinen Texten? Hinterlasse mir gerne einen Kommentar.

 

* Dies ist ein sogenannter Affiliate-Link. Kommt über diesen Link ein Einkauf zustande, werde ich mit einer Provision beteiligt. Für dich entstehen dabei keine Mehrkosten. Wo, wann und wie Du ein Produkt kaufst, bleibt natürlich dir überlassen.

2 Responses

  1. Hallo, Leonie,
    ich finde deinen Hinweis, dass Genderneutralität und Grammatik schwierig unter einen Hut zu kriegen sind, richtig und wichtig. So blöd es auch ist, man muss sich irgendwie entscheiden, was einem wichtiger ist: korrekte Texte, kurze Texte, inklusive Texte. Da besteht ein gewisser Zielkonflikt, leider.
    Ich habe längere Zeit das Binnen-I verwendet, bin jetzt aber auf das Gendersternchen umgestiegen. Optisch schön finde ich es aber auch nicht. :/

    1. Hallo Julia,

      da hast du vollkommen recht! Und wenn man dann auch noch an die Suchmaschinenoptimierung denken will, ist es wirklich nicht so einfach. Ich finde den größten Konflikt, dass die deutsche Sprache einfach nicht so viele genderneutrale Formulierungen hergibt. Für manche Wörter gibt es einfach keinen einwandfreien Ersatz. Und ja du hast auch recht, dass die Ästhetik dann etwas darunter leidet… ich bin gespannt, wie sich das Thema noch entwickelt in der nächsten Zeit, gerade auch im Unternehmenskontext! Viele Unternehmen haben für sich da noch gar keine Strategie entwickelt und verfolgen das Gendern noch gar nicht … Es bleibt also spannend 🙂

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Vereinbare ganz bequem einen Termin und lass uns gemeinsam überlegen, wie ich dir helfen kann.
Unzufrieden mit deinen Texten?